Wenn Hunderttausende ausgemergelter Familien aus Somalia fliehen müssen, nach Kenia, wo ebenfalls Dürre und Hunger herrschen, dann zählt erst einmal eines: Menschenleben retten.
Trotzdem muss auch die Frage nach der Verantwortung für das Drama am Horn von Afrika gestellt werden. Die Naturkatastrophe mag Schicksal sein – der Hunger ist es nicht. Am Horn von Afrika geschieht eine Katastrophe mit Ankündigung .
Schon lange vor der Dürre hatte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) beklagt, dass es nicht genug Geld für die Region gebe. Nahrungsrationen mussten gekürzt werden, für vorbeugende, langfristige Hilfsprogramme fehlten die Mittel. Schuld daran waren nicht zuletzt die Preise für Getreide, die als Folge der globalen Agrarkrise ausgerechnet in Entwicklungsländern besonders gestiegen sind. Dann kam die Dürre.
Seit Monaten sagten Experten konkret voraus, dass der Regen in Somalia, Äthiopien
und Kenia ausbleiben werde – auch das hätte man ernst nehmen müssen , denn die
Region ist naturgemäß anfällig für Dürren. Immer wieder blieb der Regen dort aus,
Brunnen versiegten, Felder vertrockneten, die Herden der Nomaden starben. Als Folge der
Erderwärmung ereignen sich solche Trockenperioden immer häufiger: 2005, 2006, 2008,
2011.
Jeder konnte auch wissen: In Somalia herrscht seit den neunziger Jahren ein zermürbender, vergessener Bürgerkrieg. In dieser »neuen Terra incognita«, wie der französische Autor
AUSLAND
Jean-Christophe Rufin gescheiterte Staaten mit ihrer für den Westen undurchsichtigen, scheinbaren Anarchie genannt hat, herrschen ohnehin Hunger und Unterernährung. Eine Dürre würde die Not dort verstärken, wo Warlords und islamistische Gruppen internationale Helfer seit Jahren bedrohen, sodass viele von ihnen das Land verlassen mussten.
Doch was nützt selbst das beste Frühwarnsystem, wenn niemand dessen Informationen wahrnehmen will, ob aus politischem Kurzfristdenken, Verdrängung oder Gleichgültigkeit?
Die Hilfsmaschine sprang erst an, als die schockierenden Bilder der Verzweifelten um die
Welt gingen, ohne die Medien keine Spenden mobilisieren können. Selbst dann wollte
sich Angela Merkel bei ihrem Besuch in Kenia noch nicht das Traumbild vom neuen,
wirtschaftlich blühenden Afrika verderben lassen. Für die größte Dürre seit 60 Jahren sagte
die Kanzlerin in Nairobi nur eine Million Euro Hilfe zu, ganz beiläufig.
Mittlerweile hat die Bundesregierung die Überweisungen zwar um fünf Millionen Euro aufgestockt. Doch das ist immer noch erschreckend wenig im Vergleich zu den 1,1 Milliarden Euro, die laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon jetzt gebraucht werden. Knauserig steht Deutschland auch im Vergleich mit anderen Ländern da – Frankreich und England waren zu weitaus mehr bereit.
Der Mensch lernt nur aus Katastrophen? Hoffentlich. Denn der Klimawandel schreitet
voran, deshalb muss die Widerstandsfähigkeit der Bauern und Hirten gestärkt
werden – mithilfe von verbessertem lokalem Saatgut, Bodenschutz, Aufforstung,
Regenwassersammelbecken und anderen ökologisch angepassten Agrarstrategien. All das
ist in den vergangenen Jahrzehnten versäumt worden.
Der Hunger in Ostafrika ist die Quittung. Er zeigt, wie langfristig solche Fehlentscheidungen wirken und wie viel sie kosten – und zwar nicht nur Geld, sondern auch Menschenleben.
Seit einigen Jahren haben die internationalen Geber erkannt, wie wichtig Investitionen in die Landwirtschaft und den Schutz der Ressourcen sind. Doch noch folgen den Worten zu wenig Taten. Von den 22 Milliarden Dollar etwa, die beim G-8-Gipfel in L’Aquila nach der Nahrungskrise des Jahres 2008 versprochen wurden, ist bisher erst die Hälfte ausgezahlt worden.
»Der Regen wird 2015, 2016 oder 2017 erneut ausfallen«, sagte kürzlich der UN- Agrarexperte Kevin Cleaver, »aber müssen wir dann auch ausfallen?« Wohl aus diplomatischen Gründen fehlt etwas in seiner Frage: das Wörtchen »wieder«.
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